Vom Start-up zum Weltmarktführer

100 Jahre Ottobock

23.2. — 29.12.2019

Die Sonder­aus­stellung zum Firmen­jubi­läum nimmt insbe­sondere die zukunfts­gerichtete Dynamik des Unter­nehmens in den Blick. „You start first, and then you optimize and optimize and optimize“ — dieser Satz, von Hans Georg Näder in einem Interview 2017 geäußert, steht für das Streben nach stetiger Inno­vation, das jeder der drei Unter­nehmer­persön­lich­keiten zur Maxime erhoben hat: Otto Bock (1888—1953) als Firmen­gründer und Pionier der indus­triel­len Prothesen­fertigung, Max Näder (1915—2009) als Schritt­macher der Ortho­pädie­technik mit genialen Ingenieur­leistungen und Hans Georg Näder (geb. 1961) als Global Player, Digi­tali­sierer und disrup­tiver Quer­denker.

Ein plaka­tiver Einstieg eröffnet die Aus­stellungs­thematik: „Kriegskrüppel“, nur unzu­reichend prothe­tisch versorgt, beherrschen das Straßen­bild. Die dras­tische Dar­stellung der Nach­kriegs­wirklich­keit von Otto Dix illus­triert den Gründungs­impuls, der die „Orthopädische Industrie Berlin“ nur wenige Monate nach Beendi­gung des Ersten Weltkrieges mit ihrem ehr­geizi­gen Vor­haben antreten ließ, die Prothesen­versorgung zu revo­lutio­nieren.

Streif­licht­artig berührt die Aus­stellung verschie­dene Aspekte der weiteren Firmen­historie auf drei Etagen. Techno­logische Meilen­steine aus 100 Jahren lassen den funda­mentalen Wandel der Ferti­gungs­verfahren nach­voll­ziehen, vom gefrästen Holz­bein bis zur elektro­nischen Hightech-Prothese und zur Orthese aus dem 3D-Drucker. Daneben geben indivi­duelle Anwender­geschichten Ein­blick in das all­täg­liche Leben mit Prothesen und Orthesen.

Zeit­geschicht­liche Bezüge machen die Aus­stellung zu einer spannenden Zeit­reise. Die Schicksals­jahre der deutschen Geschichte von der Weimarer Republik bis zur Über­windung der Deutschen Teilung haben das Unter­nehmen vor immer neue Heraus­forde­rungen gestellt. Bestimmende Fak­toren sind heute die gesell­schaft­lichen Strömungen des 21. Jahrhunderts: Glo­bali­sierung, demo­grafischer Wandel, digi­tale Revolu­tion, und wel­tweite Migra­tion.

Das Thema Flucht, Migra­tion und Neu­anfang greift ein geson­derter Aus­stellungs­bereich im benach­barten „Erdhaus“ auf. Unter dem Titel „Vom Weggehen und Ankommen“ umfasst er die Vertreibungs­geschichte der Unter­nehmer­familien Bock und Näder nach dem Zweiten Weltkrieg, schil­dert die Erfah­rungen dreier Berliner Migran­ten­familien und verweist anhand beruf­licher Biogra­fien einzelner Ottobock Mitarbeiter auf Wanderungs­bewegungen in einer globa­lisier­ten Arbeits­welt.